Erklärungen der verschiedenen Strukturen auf dem Mond

 
 
Singular / Plural (nom) deutsch Erklärung
Catena / Catenae Kraterkette Meistens sind es die Reihen von Sekundärkratern, die beim Herausschleudern von Gesteinsmaterial nach einem großen Asteroideneinschlag entstanden sind. Sie sind dann oftmals radial um einen großen Primärkrater orientiert.
Dorsum / Dorsa Geländerücken Die Meeresrücken sind Strukturen nahe einem Mare, ähnlich ausgedehnten Dünen.Ihre Entstehung wird auf innere Aufwölbungen und kleine Spalteneruptionen von Lava zurückgeführt.
Krater   Fast alle Mondkrater sind durch den Einschlag von Meteoriten entstanden (Einschlagkrater). Vulkanische Krater sind selten und klein im Verhältnis.
Lacus / Lacus See Dunkle, von Hochländern umgebene Gebiete. Es handelt sich dabei um kleinere Mare-Gebiete mit unregelmäßigen Umrissen und nicht so glatter Oberflächenbeschaffenheit wie in den Maria.
Mare / Maria Meer dunkle Tiefebenen, es sind erstarrte Lavadecken im Innern von kreisförmigen Becken und unregelmäßigen Einsenkungen, die vermutlich durch große Einschläge in der Frühphase des Mondes entstandensind. Der Einschlag durchbrach die Mondkruste und da in diesem Entwicklungsstadium der Mondmantel noch flüssig war, wurden die Einschlagböden anschließend von aufsteigendem Magma geflutet.
Mons Berg Eine mehr oder weniger deutlich sichtbare und abgegrenzte Erhebungen.
Montes Gebirge Hügelkette Größere zusammenhängende Ketten von Bergen. Es sind oftmals die erodierten Überreste eines Bruchstücks eines größeren Kraterrands. Gebirge bilden häufig die Abgrenzung zwischen Maria und den Hochländern. Kleinere isolierte Gebirge finden sich auch innerhalb von Maria.
Palus / Paludes Sumpf Wie bei den Seen besteht das Gesteinsmaterial vorwiegend aus basaltischem Mare-Material.
Promontorium Kap Eigentlich ist ein Kap das Ende eines Landes oder Kontinents, welches dann ins Meer übergeht. Auf dem Mond wird die Bezeichnung jedoch nicht besonders streng benutzt. Neben den echten Kaps werden auch einige Gipfel oder Einzelberge fälschlicherweise so bezeichnet.
Rima / Rimae Rille Sie ist eine relativ schmale, langgezogene Eintiefung in der Oberfläche. Dabei werden zwei Arten von Rillen unterschieden, die offenbar jeweils durch völlig verschiedene geologische Prozesse entstanden sind:
  • Gerade Rillen sind durch geologische Störungen entstanden und entsprechen den tektonischen Gräben und Grabenbrüchen auf der Erde.
  • Gewundene Rillen erinnern stark an irdische Wasserläufe, zumal sie in höher gelegenem Terrain beginnen und offensichtlich dem Gefälle folgen. Da es jedoch nie flüssiges Wasser auf dem Mond gab, gehen sie sehr wahrscheinlich auf Lavaströme zurück, die mit dem Mare-Vulkanismus in Zusammenhang stehen, und teilweise handelt es sich wohl auch um Lavaröhren, deren Decke abschnittsweise komplett eingestürzt ist.
Sinus / Sinus Bucht Meist halbkreisförmige Ausbuchtungen der Maria bzw. des Oceanus Procellarum in die umliegenden Hochländer hinein. Bei der Lava-Überflutung der großen Krater sind die Böden dieser angrenzenden kleineren Einschlagkrater mit überströmt worden.
Rupes Steilhang Ist die Bezeichnung für langgestreckte canyonartige Bruchlinien, Rinnen, Gräben oder Terrainstufen
Vallis / Valles Tal Vallis sind schmale Einsenkungen und befinden sich meist innerhalb der Hochländer.
 
 

Wallebene

Krater mit einem Durchmesser von 60 bis 300 Kilometer werden als Wallebenen bezeichnet. Als Beispiel hierzu die Wallebene Ptolemäus mit einem Durchmesser von 153 Kilometer und einer Tiefe (Höhe des Walls über dem Boden) von maximal 2400 Meter. Ihr Wall (v) ist in der Regel mächtig und fällt in Terrassen zum Boden ab. Er ist häufig an zahlreichen Stellen von kleinen Kratern und Tälern unterbrochen. Die einst scharfen Ränder der Wälle wurden vom unablässigen Regen der Mikrometeoriden, sowie der vom Bombardement des bei der Entstehung anderer Krater hochgeschleuderten Materials und Mondbeben abgerundet.
Auf dem Grund der Wallebenen finden wir kleine Krater, Hügel und Furchen.
Auffällig sind die Wallebenen Grimaldi (173 km), die im Inneren das dunkelste Gestein des Mondes hat, Ptolemäus (154 km) besitzt eine vieleckige Form, Arzachel einen mehrfach terrassierten Wall.

 
 

Ringgebirge

 Die wohl schönsten und formenreichsten Krater sind die sogenannten Ringgebirge mit einem Durchmesser zwischen 20 und 100 Kilometer und sind damit kleiner als die Wallebenen. Sie haben im Gegensatz zu den Wallebenen ein zentrales Bergmassiv. Die Entstehung eines Zentralbergs lässt sich durch den Einschlag eines Meteoroids erklären. Beim Aufschlag des Gesteinsbrockens, wurde die Mondkruste komprimiert und nach unten gedrückt. Beim Zurückschwingen ist das Magma darunter erstarrt. Dieser Zentralberg ist z.B. bei Tycho 1600 Meter hoch.
Mit einem Durchmesser von 88 Kilometer weist er als Besonderheit gut sichtbaren Strahlen auf. Sie bestehen aus dem Auswurfmaterial des Kraters, welches beim Aufschlag des Meteoroiden bis in eine Entfernung von 1800 Kilometer geschleudert wurde. Auch Kopernikus (12) und Kepler sind von einem bis zu 2000 km langen Strahlensystem aus Auswurfmaterial umgeben.
Ringgebirge haben einen regelmäßigen, kreisrunden Wall mit terrassenartig abfallenden Innenhängen (Tycho: 4800m Wallhöhe). Aus Nahaufnahmen geht hervor, dass zahlreiche dieser Terrassen durch allmähliche Rutschbewegungen des Materials auf den Wallhängen entstanden sind. Die Innenhänge besitzen eine größere Neigung (20 – 30°) als die Außenhänge (5 – 15°).
Der Grund der Ringgebirge liegt im Regelfall tiefer als das Gelände außerhalb der Umwallung.

 
 

Geisterkrater

Als Geisterkrater wird in der Astronomie ein alter Einschlagkrater bezeichnet, dessen Kraterwall durch langandauernde Erosion fast gänzlich abgetragen ist und nur mehr bei sehr flachem Sonnenstand sichtbar wird. (Auf dem Mond erfolgt die Erosion nicht durch Wasser und Wind, wie auf der Erde, sondern durch Meteoriden-Einschläge und Partikel-Strahlung.) 
Auch jüngere Einschläge können zum Überprägen der alten Strukturen führen, die aber oft durch ihre gesteinstypischen, spektralen Eigenschaften mit Spezialmethoden aufgespürt werden können. Der Planetologe Eugene Shoemaker nennt sie deshalb auch Palimpseste – analog zu den überschriebenen Pergamenten in der Archäologie.

 
 

Anomalien

 
 

Vulkankrater (CBT-Anomalie)

Sie sieht ein wenig wie ein Bullauge aus, wenn die Spektrometer-Daten auf eine Mondkarte projiziert werden. Im mittleren Bereich mit einer Ausdehnung von etwa 26 auf 32 ilometern wird die Oberfläche deutlich heller, das Gebiet liegt gegenüber der Umgebung erhöht und wird von weiteren aufgewölbten Strukturen geprägt, die offenbar vulkanisch entstanden sind. Da gibt es etliche runde Kegelstrukturen mit jeweils mehreren Kilometern Durchmesser. Zu den spektakulärsten Merkmalen zählt ein zirka drei Kilometer großes kuppelartiges Gebilde mit einer zentralen Depression. Aufnahmen zeigen ein unebenes Gelände mit Auswurfmustern sowie eingebrochenen Strukturen – doch auch Asteroideneinschläge schleudern Materie in die Umgebung, also noch kein Beweis für einen Vulkan. LRO mit seinem extrem niedrigen Orbit ließ allerdings extrem genaue Aufnahmen des Geländes zu, mit einer Auflösung von nur 50 Zentimeter pro Pixel. Digitale Terrainmodelle ermöglichen außerdem 3-D-Rekonstruktionen. Sie zeigen Einsenkungen in der Mitte der Dome, wie sie typisch für Vulkane sind. Dennoch gab es Merkwürdigkeiten, die überhaupt nicht ins überkommene Bild passen wollten.

Mondwirbel

Swirl (deutsch Wirbel, Strudel) ist die Bezeichnung für sehr helle, wirbelförmige Albedo-Formationen auf der Oberfläche des Mondes. Sie haben kein Relief und sind mit einer magnetischen Anomalie verknüpft. Die Strukturen sind sehr selten und können bisher noch nicht schlüssig erklärt werden. Eine deutsche Bezeichnung für sie gibt es in der wissenschaftlichen Literatur nicht; darüber hinaus werden sie auch Mondwirbel genannt.
Mit Ausnahme von Reiner Gamma liegen alle Swirls jeweils gegenüber von einem großen Einschlagbecken. Daraus erklärt sich ihr Vorherrschen auf der Mondrückseite, da die großen Mare-Becken nur auf der Vorderseite vorkommen. Diese Anordnung hat zu der Vermutung geführt, dass die Swirls das antipodische Ergebnis von Schockwellen der großen Einschläge sind.
Die Theorien, nach der die Swirls Reste von eingeschlagenen Kometenkernen wären, kann nicht deren ungleichmäßige Verteilung erklären. Zudem konnten durch die Raumsonde MESSENGER auf dem Merkur keine derartigen Strukturen entdeckt werden, obwohl dessen Bahn in der größeren Sonnennähe häufiger von Kometen gekreuzt wird.
Östlich von Dollond und nördlich von Descartes liegt ein sogenannter Mondwirbel, ein Gebiet mit hoher Albedo und gleichzeitig eine magnetische Anomalie. (Apollo 16 Landeplatz)